Lesung und Gesprächskreis im Rahmen der Hospiz- und Palliativwoche

Die Lübecker Hospizbewegung hatte am 14. Oktober im Rahmen der Hospizwoche zu einer Lesung und einem Gesprächskreis ins Café Camino eingeladen.

Begleitung von Schwerstkranken, von Sterbenden und Trauernden. Wie geht das?

Und so versammelten sich elf Interessierte in einem besonderen Raum des Cafes, gespannt auf das, was kommen würde.

Tinka Beller, Vorsitzende, ehrenamtliche Sterbebegleiterin und Autorin mehrerer Bücher zum Thema, begann ihre Lesung mit einem persönlichen Einblick in ausgesuchte Begleitungen. So erzählte sie vom Sterben des Stiefvaters, von all dem, was innerhalb der Familie in dieser so besonderen Lebensphase unternommen wurde. Und das war wirklich ziemlich viel!!!

Die Autorin las leicht und locker. Als sie den schmerzlichen Verlust des Stiefvaters schilderte – so bitter für die ganze Familie – war im Raum die besondere Stille zu spüren, die solchen Momenten eigen ist.

Und einige Minuten später war dann  amüsiertes, befreiendes Lachen zu hören. Wer rechnet auch schon damit, dass in einem stationären Hospiz BIER zum Frühstück gereicht wird??

Und das, obwohl doch der Gast gerade „eingeschlafen“ ist?

In einem dritten Teil ihrer Lesung ließ uns Tinka Beller teilhaben an einer besonderen Begleitung zu einer noch jüngeren Frau. Hier ging es um die Qualität, die Bedeutung und den schmerzlichen Verlust von sprachlicher Kommunikation.

Wie achtsam, wie behutsam eine Begleitung für beide Seiten sein sollte, unterstrich Monika Jünemann, ebenfalls ehrenamtliche Begleiterin, mit einem beeindruckenden Zitat von Claudia Bausewein.

In der  Einleitungsrunde wurde dazu eingeladen, sich gerne mit Fragen, persönlichen Erzählungen oder Impulsen einzubringen. Und so beteiligten sich alle Teilnehmenden – aus den unterschiedlichsten beruflichen und persönlichen Kontexten –  interessiert und achtsam. So entwickelte sich bereits während der ersten Lesung ein inspirierendes Gespräch untereinander.

 

Monika Jünemann stellte dann – ausgehend von einem Zitat von Cicely Saunders –  die Struktur, Leitidee und Arbeitsweise der Lübecker Hospizbewegung dar. Wichtige Kernaussagen bereicherte sie mit eigenen Erfahrungen aus ihren Begleitungen. So schilderte sie die Begleitung eines Mannes, der trotz vorheriger Angst und Sorge es schaffte, seine Mutter im Sterben zu begleiten, zu berühren, ja mit ihr zu sprechen, auch noch Stunden nach ihrem Tod. Ihm gelang es diese Nähe, weil er das Sterben seiner Mutter nicht allein „schultern“ musste. Weil eine Begleitung „einfach nur da war“. Einfach ihm den Rücken stärkte, ihm buchstäblich eine ganze lange Nacht lang immer mal wieder die Hand auf den Rücken legte. „Da war“.

Auch zu diesen Berichten brachten sich alle Teilnehmenden engagiert und wissbegierig mit reflektierten Fragen und persönlichen Erlebnissen ein und  trugen so zu einem lebhaften Austausch bei. Deutlich war zu spüren, viele verfügten bereits über Wissen und Erfahrung in diesem Themenbereich.

Wie ist das denn genau mit den körperlichen Anzeichen des nahenden Todes? Wie ist das mit dem Austarieren von Nähe und Distanz? Wie gehen wir mit den unterschiedlichen Religionen um? Wie können wir auch nonverbale Zeichen wahrnehmen und richtig deuten? Und wie kann eigentlich so ein Trauercafé funktionieren? Wie schützen sich Trauer- und Sterbebegleiterinnen selbst?

Das sind nur einige der auftauchenden Fragen dieser Gesprächsrunde. Und natürlich konnten wir nicht alle ausführlich behandeln. Zum Nachspüren und nochmaligen Nachdenken gab es  ein „paper“ mit beiden vorgetragenen Zitaten, einigen Kernsätzen der Hospizarbeit sowie persönlichen Besinnungsfragen.

Zur Abrundung diente das Gebet „Der Segen der Trauernden“, eine Wertschätzung der Achtsam- und Behutsamkeit im Umgang mit Menschen in Trauer.

Dieses Treffen war bereichernd und berührend, machte klug, so lauteten die Rückmeldungen im abschließenden Blitzlicht. Und so verabschiedeten sich auch mehrere Gäste mit dem Wunsch, sich bald in einem ähnlichen Kreis wieder zu sehen.

Wir freuen uns darauf!

Monika Jünemann